Was charakterisiert die Rolle des Logopäden als Gesundheitscoach?

Als Gesundheitscoach stimuliert der Logopäde sowohl bei Einzelpersonen als bei Gruppen das (Verantwortungs-) Bewusstsein für die eigene gesundheitliche Situation zugunsten sozialer Teilhabe. Einerseits bedeutet dies, dass der Logopäde den individuellen Klienten dabei coacht, die Unterstützung aus dem eigenen Umfeld zu verstärken und die eigene Situation selbst in die Hand zu nehmen. Der Logopäde berücksichtigt dabei die individuellen Bedürfnisse und Möglichkeiten des Klienten. Außerdem ist der Logopäde (teilweise) für die Förderung der Gesundheitskompetenz des Klienten verantwortlich. Andererseits führt der Logopäde als Gesundheitscoach Präventionsmaßnahmen durch, wie das Screening und die Beratung von Risikogruppen, um Probleme zu erkennen und die Entstehung oder Verschlimmerung von Problemen zu verhindern. Eine weitere wichtige Aufgabe des Gesundheitscoaches ist die Förderung der Fachkompetenz und Effektivität von Fachleuten (und ehrenamtlichen Mitarbeitern), z. B. bei der Kinderbetreuung, im Bildungs- und Gesundheitswesen und in der Wirtschaft, durch das Angebot von Beratung, Training und Coaching (in einem kollektiven Rahmen). Das Ziel dabei ist es, Verhaltensänderungen bei der Zielgruppe im Zusammenhang mit Kommunikationsproblemen oder Schluckstörungen und bei den Begleitern der Zielgruppe zu gewährleisten. Im breiten sozialen Kontext der Prävention profiliert sich der Logopäde als ein innovativer Netzwerker und Gesundheitsbeauftragter innerhalb der integralen Formen einer Zusammenarbeit.

Kernhandlungen

  1. Bedingungen und Möglichkeiten für eine optimale Beteiligung des individuellen Klienten in dessen eigenem Umfeld inventarisieren und schaffen;
  2. Den individuellen Klienten anregen, die eigene gesundheitliche Situation in die Hand zu nehmen, indem seine Gesundheitskompetenz gefördert wird;
  3. Die Zuständigkeiten zwischen dem Klienten und dem Logopäden aufteilen;
  4. (Potenzielle) Risikogruppen identifizieren und auswählen;
  5. Gesundheitliche Probleme und Risikofaktoren ermitteln, inventarisieren und analysieren;
  6. Präventionsmaßnahmen für Risikogruppen auswählen, planen und durchführen;
  7. Maßnahmen für ein dauerhaftes Gesundheitsverhalten bei Risikogruppen umsetzen;

Kompetenzniveaus

Niveau 1: Anfängerniveau (beginnend)
In einer Simulationssituation, nach Indikation und unter Begleitung eines Dozenten führt der Logopädie-Student sowohl Aktivitäten mit dem Schwerpunkt auf dem Coaching von Einzelpersonen als auch Präventionsmaßnahmen bei einem vom Dozenten ausgewählten Fall mit häufig auftretenden Risiken bei einfachen Kommunikationsproblemen oder Schluckstörungen durch. Der Dozent stellt notwendige Informationen zur Verfügung, strukturiert die Erledigung der Aufgabe, erstellt Ausführungskriterien und erteilt detaillierte Anweisungen zur Umsetzung. Die Vorgehensweise und der Handlungsverlauf verlaufen schrittweise unter Einhaltung von Protokollen und Richtlinien.

Niveau 2: Übungsniveau (geübt)
In einer Simulations- oder Praxissituation führt der Logopädie-Student nach Indikation – und unter Leitung – des Dozenten zu einem identifizierten und ausgewählten Fall in Bezug auf (drohende) einfache Kommunikationsprobleme oder Schluckstörungen einerseits Aktivitäten mit dem Schwerpunkt auf dem Coaching von Klienten und andererseits Aktivitäten in Bezug auf eine Prävention durch. Der Student sammelt die benötigten Informationen (zum Teil) selbst. Der Student arbeitet systematisch und planmäßig und handelt in Eigeninitiative nach den Richtlinien und Protokollen bei der Aufgabenerledigung. Der Student legt für die getroffenen Entscheidungen aus der Sicht des Klienten und des Therapeuten Rechenschaft ab und evaluiert und reflektiert über die Aufgabenerledigung und das Ergebnis.

Niveau 3: Starterniveau (startfähig)
Der Logopäde arbeitet in einer unbekannten, sich ständig ändernden Praxissituation und indiziert, entscheidet und handelt selbstständig beim Coaching von Klienten und bei Präventionsaktivitäten im Zusammenhang mit (drohenden) Kommunikationsproblemen oder Schluckstörungen und der Beteiligung von Klienten und Klientengruppen. Dabei ist der Logopäde in der Rolle des Coaches in der Lage, dem Klienten die Kontrolle zu übertragen und die Verantwortung über den Prozess und die Ergebnisse mit dem Klienten zu teilen. Der Logopäde zeigt dabei, dass er kompetent ist, komplexe und unvorhersehbare Probleme zu lösen. Der Logopäde führt die gesundheitsfördernden Aktivitäten innerhalb des vereinbarten Zeitrahmens effizient durch und übernimmt die Verantwortung für das eigene Handeln. Protokolle und Richtlinien fungieren dabei richtungsweisend und die Ergebnisse, die Wirksamkeit und die Effizienz der ergriffenen Präventionsaktivitäten werden systematisch ausgewertet.

Beispiele für Berufsaktivitäten

  • Zusammen mit dem Klienten die Bedingungen und Möglichkeiten für eine optimale Beteiligung inventarisieren und schaffen;
  • Coachinggespräche führen, in denen der Klient im Rahmen seiner Möglichkeiten den Spielraum erhält (und lernt), Verantwortung für und Regie über die eigene gesundheitliche Situation zu übernehmen;
  • Zusammen mit den Klienten Ziele, Schritte, Mittel und die Verteilung von Verantwortlichkeiten festlegen, um zu einer optimalen Beteiligung zu gelangen;
  • Im Rahmen der direkten Zugänglichkeit (medizinische) Warnzeichen für die zugrunde liegende Pathologie, Risikofaktoren und (drohende) Kommunikationsprobleme oder Schluckstörungen erkennen und interpretieren;
  • Auf andere Fachdisziplinen verweisen;
  • Bestehende und neue Gruppen oder Personen mit einem erhöhten Risiko des Auftretens von Kommunikationsproblemen oder Schluckstörungen erkennen und auswählen;
  • Einen (interprofessionellen) Präventionsplan, der auf die Bedürfnisse und die (drohenden) gesundheitlichen Probleme der Zielgruppe zugeschnitten ist, aufstellen oder dazu beitragen;
  • Das Selbstmanagement der Zielgruppe fördern;
  • Gruppen oder Einzelpersonen auf (drohende) Kommunikationsprobleme oder Schluckstörungen durchleuchten;
  • Risikogruppen und beteiligte Fachleute über die Vermeidung, Verminderung und Behandlung (drohender) Kommunikationsprobleme oder Schluckstörungen und über den Schutz und die Förderung der Gesundheit informieren;
  • Fachleute und ehrenamtliche Mitarbeiter im Rahmen der Partizipation und sozialen Teilhabe von Klienten und Zielgruppen schulen, trainieren und coachen.